Am 25. Juni 1992 wurde die Nico Rüpke-Stiftung Hamburg von dem Geodäten Senator e.h. Dipl.-Ing Nico Rüpke (1916-1999) gegründet. Am 25. Juni 2022 wurde in einem Festakt im Fischereihafenrestaurant Hamburg das 30 jährige Jubiläum der Gründung der Stiftung gefeiert. Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Prof. Dr. Erich Kanngieser von der HafenCity Universität Hamburg ehrte in seiner Laudatio den Stifter Nico Rüpke, der als Inhaber des Vermessungsbüros Rüpke sein Wohn- und Geschäftshaus, das ehemalige Landratsamt Hamburg-Wandsbek, Schloßgarten 3, der Stiftung als Grundeigentum widmete. Das Gebäude war vorher Sitz der Stormarner Kreisverwaltung in Wandsbek und wurde 1962 von Nico Rüpke erworben und zu einem großen Bürohaus mit modernster Einrichtung umgebaut.
Herr Rüpke gründete 1938 seine erste Vermessungsfirma in Hamburg-Hamm und erhielt in dieser Aufbauphase frühzeitig Großaufträge von Werften, Siedlungsgesellschaften, Mineralölgesellschaften und der Großindustrie. Auf Grund der vielen Großaufträge wuchs die Belegschaft des Vermessungsbüros Rüpke schnell auf über 100 Mitarbeiter und spezialisierte sich auf die Herstellung von Vermessungsunterlagen mit Hilfe der Photogrammetrie. Kurz nach Kriegsende errichtete Herr Rüpke auf dem Grundstück seines Betriebes ein neues Büro und gründete 1946 die Straßen- und Tiefbaufirma N. Rüpke mit 80 Mitarbeitern. Bereits 1950 konnte auch das neue Vermessungsbüro Rüpke wieder eröffnet werden, so dass die Vermessungsarbeiten für Werften, Wasserwerke, Elektrizitätswerke, Mineralölgesellschaften etc. wieder aufgenommen werden konnten.
Bereits 1956 wurde ein Bildflugzeug für das Vermessungsbüro erworben, so dass die Luftbildphotogrammetrie erneut für Aufträge eingesetzt werden konnte. Großaufträge für die Herstellung von Luftbildaufnahmen von Stadtverwaltungen, Straßenbaudirektionen, Schifffahrtsdirektionen etc. und die Auswertungen durch Entzerrungsgeräte und andere modernste Auswertegeräte prägten das Vermessungsbüro. Durch den steigenden Personalbestand wurde 1961 der Erwerb des großen Bürohauses im Schloßgarten 3 erforderlich. Schon 1962 wurden die Luftbilder mittels EDV von Stereokartiergeräten auf Lochkarten digital ausgewertet. Das Ingenieurbüro gliederte sich inzwischen in die Abteilungen Erdvermessung, Seevermessung und Luftbildvermessung.
Seit 1959 wurden Befliegungen mit Infrarot-und Falschfarbenfilmen, mit radiometrischen Aufnahmegeräten und mit Scannern durchgeführt. Das Büro war das erste Privatunternehmen in Europa, das mittels Scanneraufnahmen und automatischer Auswertung die flächenhafte Thermografie einführte und erfolgreich anwendete. Die Luftbildabteilung führte Landesvermessungsflüge im In- und Ausland mit modernen Reihenmeßkammern durch und nutzte dafür eigene Bildflugzeuge. Die Daten wurden inzwischen auf Magnetband gespeichert und automatisch ausgewertet. 1963 gründete Nico Rüpke die Firma „Deutsche Air-Survey GmbH“, die über eigene Bildflugzeuge und das erforderliche Personal für die Luftbildflüge verfügte. Anschließend wurde das Vermessungsbüro um eine Planungsabteilung ergänzt und firmierte seitdem als Vermessungs- und Ingenieurbüro N. Rüpke. Das Büro führte im großen Rahmen terrestrische und photogrammetrische Vermessungen sowie tiefbauliche Planungen im norddeutschen Raum und auch im Ausland durch. Neben Erschließungen, Straßen- und Sielplanungen wurden z. Bsp. auch die Vermessung von Pipelines oder Grundlagenvermessungen für die Errichtung von Radaranlagen ausgeführt. Seit 1965 wurde der Luftbildabteilung noch eine Spezialabteilung „Luftbildinterpretation und Umweltschutz“ angegliedert, die Ökologieschäden mittels photogrammetrischer Verfahren frühzeitig aufdecken konnte.
Seit 1972 hielt Herr Rüpke sehr viele Vorträge über den Einsatz der Fernerkundung zur frühzeitigen Erfassung ökologischer Schäden und trat 1978 auf Einladung des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg auf dem ersten deutschen Ökologieforum in Hamburg mit einem zukunftsweisenden Fachvortrag über das Thema auf. 1986 verkaufte Herr Rüpke nach 48 Jahren Berufstätigkeit seine Firmen.
Mit Eintritt in den Ruhestand war Herr Rüpkes fachliches Werken nicht beendet, sondern er rief eine Stiftung ins Leben, die nach Ableben des Ehepaares Rüpke der Geodäsie zu Gute kommen soll. Herr Rüpke war dem Fachbereich Vermeesungswesen der Fachhochschule Hamburg eng verbunden, zumal über 50 Vermessungsingenieure der Fachhochschule Hamburg in seinem Büro tätig waren. Für seine intensive Unterstützung für das Vermessungswesen in Hamburg, insbesondere für die Fachhochschule Hamburg, wurde Herrn Dipl.-Ing. Nico Rüpke 1993 die Würde eines Ehrensenators verliehen. Er hat nicht nur besondere Verdienste um die Ausbildung der Vermessungsingenieure in Hamburg erworben, sondern ist auch im Bereich der Photogrammetrie als international anerkannte Persönlichkeit hervorgetreten.
Nach dem Ableben von Frau Rüpke 2016 wurde das Wohn- und Geschäftshaus, (800 m² Gewerbefläche, 200 m² Wohnfläche), Schloßgarten 3 der Stiftung übertragen, so dass ab 2017 die gesamten Mieteinnahmen des Gebäudes der Stiftung zu Erfüllung des Stiftungszweckes zur Verfügung stehen. Auf Grund der Fortentwicklung des Berufsbildes in der Geodäsie und der Geoinformatik wurde die Satzung 2021 neu gefasst, wobei die Prioritätenliste der Stiftungsleistungen gemäß den Vorstellungen von Herrn Rüpke im Prinzip beibehalten werden konnte. Dementsprechend fördert die Stiftung erstens Preisverleihungen, zweitens geodätische und hydrographische Exkursionen sowie drittens Forschungs- und Entwicklungsprojekte sowie Geräte in der Geodäsie.
Die Nico Rüpke Stiftung Hamburg wird von einem Vorstand geleitet, deren Vorsitz von 1992 bis 1998 Prof. Dr. D. Wölpert innehatte. Herr Dr. Wölpert war seit 1972 als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Herrn Rüpkes Tochterfirma „Deutsche Air-Survey GmbH“ beschäftigt. Von 1999 bis 2013 leitete die Stiftung der Erste Baudirektor Dipl.-Ing. H. Pahl und 2014 wurde Prof. Dr. E. Kanngieser als Vorstandsvorsitzender gewählt.
Ab 2014 wurden für den Erhalt des Stiftungsgebäudes grundlegende Baumaßnahmen geplant, diverse Baumaßnahmen ausgeführt und eine entsprechende Baurücklage gebildet. Anschließend wurde die Satzung erneuert und die Gemeinnützigkeit der Stiftung beim Finanzamt erlangt, so dass die Stiftungsaufsicht die Neufassung der Satzung genehmigen konnte. Die Fördergelder können satzungsgemäß ausgegeben werden, da 2020 mit der Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement die jährliche Vergabe eines Geodäsie-Preises, mit der Deutschen Gesellschaft für Kartographie vier Kartographie-Preise und 2022 mit der Deutschen Gesellschaft für Photogrammetrie und Fernerkundung ein Photogrammetrie-Preis vereinbart wurde. Außerdem werden Bachelor- und Master-Preise für die besten Geodäsie-Absolventen verliehen. Der Geodäsie-Preis wird jährlich auf der Intergeo für den herausragenden Beitrag in der Zeitschrift für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement (zfv) des Vorjahres vergeben, die Kartographie-Preise werden für den besten wissenschaftlichen Beitrag sowie den besten Beitrag im Praxisteil der Kartographischen Nachrichten, für das beste Gutachten der wissenschaftlichen Beiträge und für besondere Leistungen für die Deutsche Gesellschaft für Kartographie verliehen. Der Photogrammetrie-Preis wird für den besten Beitrag bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Photogrammetrie und Fernerkundung vergeben. Bei den Fachexkursionen wurden die Fördergelder für Fahrten nach Spanien, USA, Sansibar etc. ausgegeben. Die von der Stiftung geförderten Forschungsprojekte beinhalten Themen aus der Photogrammetrie (Stadtkonstruktionen im Virtual Reality, interaktive und immersive Virtual Reality Applikationen sowie Rekonstruktionen historischer afrikanischer Kulturstätten), aus der Kartographie (Gestaltung von Equal Area Cartogram Maps), aus der Ingenieurvermessung (bildbasierter Verfahren zur Innenrohrvermessung)sowie aus der Bauvermessung (BIM-Implementierung). Nach der Vorstellung der Aktivitäten der Nico Rüpke-Stiftung wurde das Jubiläum mit einem hanseatischen Festessen und einer lebhaften Diskussion über die Entwicklung des Berufsfeldes der Geodäten und deren Auswirkung auf die Stiftung abgeschlossen. Schwerpunktmäßig soll die Integration geodätischer Produkte in das interdisziplinäre Monitoring der physischen Erdoberfläche gefördert werden. Es soll die Anwendung der Geodäsie im Umweltschutz, in der Bodenordnung und der Bodennutzung, in der Stadt- und Regionalplanung sowie in der globalen Erdüberwachung unterstützt werden. Dabei soll insbesondere die interdisziplinäre Entwicklung des Berufsfeldes der Geodäten gestärkt werden.